Am 18. Juli 1013 als Sohn des Grafen Wolferad II. und der Gräfin Hiltrud auf Schloss Altshausen geboren, wurde Hermann früh dem Kloster Reichenau übergeben. Seine schwere körperliche Behinderung wurde durch geistige Größe ausgeglichen. Hermann entwickelte sich zu einem genialen Forscher und Lehrer, der alle Zeitgenossen seines Jahrhunderts überragte. Neben Astronomie, Mathematik und fast allen Feldern der Wissenschaft widmete sich Hermann auch der Lehre von der Musica, entwarf eine Intervall-Notenschrift und schrieb eine umfassende Weltchronik. Seine marianischen Hymnen „Salve Regina“ und „Alma redemptoris mater“ sind heute noch in der Katholischen Kirche Allgemeingut. Am 24. September 1054 starb Hermann der Lahme, wie er aufgrund seiner starken Behinderung genannt wurde, und wurde in der Familiengruft der Grafen von Altshausen beigesetzt.
Nach Angaben in seinem eigenen „Chronicon“ wurde Hermann am 18. Juli 1013 als zweitältestes von insgesamt fünfzehn Kindern des Grafen Wolferad II. von Altshausen und dessen Frau Hiltrud geboren. Hermann war von frühester Kindheit an gelähmt (daher "Contractus" genannt). Die schwere Behinderung mag mit ein Grund gewesen sein, den Knaben in die Obhut eines Klosters zu geben. So kam Hermann bereits im Alter von sieben Jahren im Jahr 1020 in das Kloster Reichenau und in die Klosterschule. Die Kombination von Lehre, wissenschaftlicher Arbeit und geistlichem Leben auf der Klosterinsel waren ideale Bedingungen für die geistige Entwicklung des körperlich behinderten Hermann. Es war sicher ein Glücksfall, dass er mit Abt Berno (Abt von 1008-1048) einen väterlichen Freund fand, der seine Fähigkeiten erkannte und ihn intensiv förderte. Berno selbst war ein bedeutender Wissenschaftler und Dichter zur damaligen Zeit.
Hermann legte 1028 die Gelübde ab und wurde 1043 Priester. Er war die ganze Zeit an den Tragstuhl gebunden und völlig von seinen Dienern abhängig. Er konnte wohl nur mit Mühe schreiben und musste deshalb einen großen Teil seiner Werke diktieren. Aber auch das dürfte schwierig gewesen sein, schreibt doch sein Biograph Berthold, er habe nur mit Mühe und kaum verständlich sprechen können. Man muss annehmen, dass er als derart körperlich behinderter Mensch von den täglichen Pflichten des Klosterlebens befreit war und sich umso mehr den wissenschaftlichen Studien gewidmet hat. Er lehrte auch an der Klosterschule und wurde so vom Lernenden zum Lehrenden im Kloster Reichenau.
Hermann der Lahme entwickelte sich zu einem der größten Gelehrten und Wissenschaftler des 11. Jahrhunderts. Für seine Zeitgenossen galt das Universalgenie Hermann als das „Wunder unseres Jahrhunderts“. Zugleich war er aber auch von einer tiefen Frömmigkeit beseelt und seinen Schülern beispielgebend in Fleiß und Tugendhaftigkeit.
Von seinen Werken am besten bekannt ist sein „Chronicon“, eine von Christi Geburt bis 1054 reichende Weltgeschichte in Form von Annalen. Diese Chronik ist eine recht zuverlässige Quelle, da Hermann sich um eine präzise Jahreszählung bemühte und in die Geschichtsschreibung einführte, die Zeit als „vor“ oder „nach“ Christus zu benennen und zu zählen. Hermann erbrachte aber auf den unterschiedlichsten Gebieten bahnbrechende Leistungen. So verfasste er eine Lehrschrift zum Gebrauch des Abacus, eines seit römischer Zeit gebräuchlichen Rechenbretts. Mit Hilfe eines Astrolabiums, eines schon in der Antike erfundenen Instruments zur Zeitbestimmung, kam er zu neuen Erkenntnissen in der Zeitrechnung und korrigierte die Berechnung des Kalenderjahres. Dazu diente ihm eine aus arabischer Überlieferung schöpfende Handschrift. Somit machte er als erster dieses astronomische Instrument der westlichen Welt zugänglich. Hermann konstruierte selbst Astrolabien und Uhren, so z.B. eine Taschensonnenuhr (Zylindersonnenuhr). Intensiv beschäftigte sich Hermann auch mit Musiktheorie. Er entwickelte in einer Zeit, in der Notationssysteme für Töne und Tonfolgen kaum bekannt waren, eine die Tonintervalle kennzeichnende Notenschrift. Neben seiner Arbeit als Wissenschaftler begegnet uns Hermann auch als Dichter und Musiker, denn er vertonte auch eigene Dichtungen. Seine innige Frömmigkeit kommt besonders in seinen Marienhymnen zum Ausdruck. Ihm zugeschrieben werden die beiden marianischen Antiphonen „Salve Regina“ und „Alma redemptoris mater“, die noch heute in der ganzen Weltkirche gebetet und gesungen werden. Am 24. September 1054 starb der berühmte Reichenauer Mönch Hermann der Lahme. Mit seinem Tod endete die Blütezeit des Klosters.
Aus Anlass seines 950. Todestages wurde im Jahr 2004 im Gang zwischen der Schlosskirche St. Michael und der Heilig-Grab-Kapelle eine Ausstellung eröffnet. Bild- und Texttafeln zeigen das Leben und Wirken des Seligen Hermann. Überdies wird auch eine bedeutende Reliquie von ihm in der Kirche aufbewahrt.
Öffnungszeiten: 8:00 - 18:00 Uhr
Die Klosterinsel Reichenau im Bodensee wurde am 30. November 2000 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen als Kulturlandschaft, die ein herausragendes Zeugnis von der religiösen und kulturellen Rolle eines großen Benediktinerklosters im Mittelalter ablegt. Die gut erhaltenen Kirchen der Insel bieten anschauliche Beispiele der klösterlichen Architektur vom 9. bis 11. Jahrhundert, die sorgfältig restaurierten Wandmalereien zeigen die Reichenau als künstlerisches Zentrum mit großer Bedeutung für die europäische Kunstgeschichte des 10. und 11. Jahrhunderts. Die klösterliche Zeit hat das Bild der Insel, der Landschaft sowie die Wirtschaftsstruktur nachhaltig und bis heute ablesbar geprägt.
Katholisches Pfarramt
St. Michael Altshausen
Schloßstraße 7
88361 Altshausen
Telefon: 07584 3541
Startseite | Inhalt | Kontakt | Impressum | Datenschutz
Katholisches Pfarramt
St. Michael Altshausen
Schloßstraße 7
88361 Altshausen
Telefon: 07584 3541